SF340

Saab 340 - Saab 2000 & more...

ABZ – 11.2011

Bereits seit einiger Zeit hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mich näher dem Flugverkehr in Schottland/Aberdeen zu widmen. Bei unserem Schottland-Urlaub 2005 hatte sich das Wetter leider von seiner eher grauen Seite gezeigt und so waren die dort entstandenen Fotos verbesserungswürdig. Außerdem haben die Loganair Saab 340 inzwischen das Farbenkleid von BA auf FlyBe gewechselt.

Mein Blick richtete sich speziell auf Aberdeen, das ja etwas abseits der Touristenroute liegt (hatten wir damals auch nicht besucht), sowohl räumlich als auch was die Sehenswürdigkeiten angeht. Dafür ist in Aberdeen nahezu die gesamte Flotte der Eastern Saab 2000 stationiert, die zur Zeit acht Maschinen umfasst. Und das hat auch seinen Grund: Eastern Airways führt seit 2008 die Zubringerflüge für Ölarbeiter nach Scatsta auf den Shetland-Inseln durch. Das Integrated Aviation Consortium (IAC), ein Zusammenschluss mehrerer Mineralölkonzerne schreibt regelmäßig die Zubringerflüge zu seinen Ölbohrinseln in der Nordsee aus. Den Zuschlag hat in den letzten Jahren Bristow Helicopters erhalten, die auch von Scatsta aus operieren, aber die Zubringerflüge dorthin als Unterauftrag vergeben. Diesen hat jetzt also Eastern inne und zu diesem Zweck fliegen allein fünf Saab 2000 täglich so 12-14 Umläufe nach Scatsta. Die bekommt man also an einem Wochentag alle vor die Linse. Da auch FlyBe mit seinen Saab 340 im Linienverkehr von Aberdeen nach Sumburgh auf den Shetland-Inseln und nach Kirkwall auf den Orkney-Inseln fliegt, hat man dort eine schöne Auswahl an Saabs.

Einer kurzfristigen Flugbuchung standen aber bisher immer die Flugpreise entgegen, denn in der Ölindustrie wird ja reichlich Geld verdient und BA/KLM hatten sich den Markt ganz gut aufgeteilt. Von Hannover aus konnte man locker € 1000 für einen Hin- und Rückflug auf den Tisch legen. Easyjet fliegt zwar auch, aber nur nach London, wo man dann wieder ein Umsteigen nach HAJ organisieren musste. Bei FlyBe ist es mit den Umsteigeverbindungen auch ungünstig. Also war erstmal abwarten angesagt…

Mitte letzter Woche lag dann ein „sturmfreies“ Wochenende vor mir und so habe ich zunächst mal den Wetterbericht konsultiert mit der Frage, ob ein Ausflug überhaupt lohnenswert sein würde. Aber ganz Europa sollte So./Mo. von Wolken bedeckt sein… Ganz Europa? Nein ein kleiner wolkenloser Streifen wurde für diese beiden Tage über Nordengland und Schottland prognostiziert. Also doch mal einen Blick auf die Flugpreise geworfen und… die waren gefallen, zwar nicht ins Bodenlose aber doch in den € 300 Bereich ab HAJ hin und zurück bei kurzfristiger Buchung. Das erklärte sich dann auch schnell, denn Lufthansa hat seit dem 30. Oktober neu drei tägliche (!) Flüge von FRA nach ABZ im Angebot, möchte sich also auch ein Stück von der Öltorte abschneiden. Ab FRA können die Flüge zur Zeit für €144 (Hin- und Rückflug) bis einen Tag vor Abflug gebucht werden. Nach kurzer Überlegung stand fest, der Ausflug sollte stattfinden, zumal die Flugverbindungen für mich optimal waren. Samstag nachmittags/abends hin, Ankunft in Aberdeen um 22:40, Montag um 17:40 zurück mit Ankunft HAJ 22:55. Fast zwei volle Tage zum Spotten, das sollte reichen…
So ganz gut gebucht war der Flug von FRA nach ABZ dann noch nicht, ich und sechs (!) Mitflieger verloren sich doch etwas in der Embraer 190, dafür gabs gleich zweimal Getränke… In Aberdeen angekommen war das Gepäck schnell ausgeladen und nachdem ich dem Geldautomaten noch einige Englische Pfund entlockt hatte, konnte nach mir dann auch die Eingangstür zum Terminal geschlossen werden und das Sicherheitspersonal den wohlverdienten Feierabend antreten.

Nach dem Frühstück am So. (einquartiert hatte ich mich im Speedbird Inn gegenüber dem Terminal, das ich auch weiterempfehlen kann) ging es erstmal zu Fuß (auf einen Mietwagen hatte ich verzichtet, da bei einer Start-/Landebahn keine plötzlichen Bahnwechsel (höchstens Richtungswechsel) zu befürchten waren) zum Terminal. Dort stellt ich fest, das man nach besteigen eines Graswalls einen schönen Blick über den Zaun zum Vorfeld von Bristow Helicopters hatte. Hier entstanden dann auch die ersten Aufnahmen:

Noch die Schlafmütze auf hat dieser Eurocopter AS332L Super Puma, der schon fast 30 Jahre auf dem Buckel hat und daher sonntags auch mal länger im Bett bleiben darf.

Gleich daneben ein Eurocopter EC225 noch jüngeren Datums (Baujahr 2008)

So nebenbei: Bristow hat weltweit insgesamt über 500 Hubis im Einsatz, gehört also sicher zu den ‚Global Playern’ in diesem Geschäft.
Zwei weitere Maschinen sind auf dem Vorfeld geparkt.

Dann ging es mit dem Taxi zur Spoting-Stelle auf der anderen Seite des Flughafens. Die Bahn verläuft ungefähr Nord/Süd (34/16), wobei das Terminal auf der westlichen Seite liegt. Daher ist immer mittags ein Seitenwechsel angesagt, wenn die Sonne denn scheint und das tat sie an diesem Morgen von einem wolkenlosen Himmel. Die Spotting-Stelle ist ein Grashügel direkt an der Bahn (etwa mit unserem Aussichtspunkt an der Südbahn zu vergleichen) und bietet einen ungehinderten Blick über den Zaun. Dort wollte ich eigentlich einen Spotter aus Aberdeen treffen, der einen sehr schönen Spotting-Guide geschrieben hat und mit dem ich einen Tag vor Abreise verabredet hatte. Leider hatte er dann doch keine Zeit, zum Flughafen rauszufahren. Stattdessen traf ich auf dem Hügel Gary, der schon seit 12 Jahren bei Airliners.net als Screener tätig ist. Für Unterhaltung während der nächsten Stunden war also gesorgt. Dazu trugen auch die ständig startenden und landenden Hubschrauber bei (Sonntags werden primär Wartungsflüge durchgeführt).

Hier geht ein Eurocopter EC225 von Bristow in die Luft.

Auch laut Gary ein besonderer Gast war an diesem Morgen ein Sikorsky S-92, eine SAR-Maschine der Coast Guard, die eigentlich fernab des Festlandes stationiert ist und Aberdeen auf einem Trainingsflug besucht hat.

Jetzt aber mal ein richtiges Flugzeug… KLM bedient Aberdeen primär mit Embraers. Landerichtung war morgens übrigens 34, nicht gerade günstig, da auf der Bahn das Licht die meiste Zeit des Tages von hinten auf die Flieger scheint.

Auch die zweite Hubi-Gesellschaft am Platz CHC Helicopters hat Sikorsky S-92 im Angebot, hier ein noch sehr neues Exemplar mit dem BA 319 aus London eingetroffen im Hintergrund.

Einen schönen Start legte dieser Eurocopter EC225 hin. Eigentlich rollen die Hubis von den Hangars zur aktiven Start- und Landebahn und heben von dort ab, mache gehen aber schon früher in die Luft. Für die Hubis gibt es übrigens noch zwei weitere Start- und Landebahnen, die allerdings von allen anderen Flugzeugen nicht genutzt werden können.

Hier dann noch ein schön anzuschauender Start (die Hubschrauber hatten es mir wirklich angetan, sehr fotogen, obwohl sie ja gar nicht das Hauptziel meiner Reise waren…)

Und noch eine Landung vor der schönen herbstlichen Baumkulisse.

Dann war das Sonne so weit rum, dass Gary seinen Spotting-morgen beenden wollte, netterweise aber noch angeboten hatte, mich zurück zum Terminal zu bringen. Am Terminal selber gibt es eine offizielle Spotting-Stelle, sagen wir besser Spotting-Käfig. Durch eine kleine Tür betritt man ein Areal, das vollständig von Zäunen umgeben ist und von dem aus man einen Blick auf das Terminal-Vorfeld hat.
Dort parkte gerade ein netter Gast, der seit Juli zweimal wöchentlich aus Baku kommt, ein Flug der wohl auch nur im Zusammenhang mit der Ölindustrie vorstell- und füllbar ist.

Auf einem Vorfeld war noch diese Shorts 360 der BenAir OY-PBW geparkt, die sich während meines Aufenthaltes aber nicht bewegt hat:

Dann wurde die Landerichtung auf 16 gedreht. Das war optimal, da dann ab dem Nachmittag schöne Anflugaufnahmen möglich sind. Auf dem Weg zur Spottingstelle vom Bristow-Hügel kurz noch eine eintreffende Saab 2000 abgelichtet…

… und nach ca. 25 Minuten Fußweg hatte ich dann den Kopf der 16 erreicht. Dort kann man sich eine erhöhte Position an einer kleinen Straße suchen, die auch Einheimische mit ihren Fahrzeugen gerne aufsuchen, um den Flugverkehr zu beobachten.
SAS kommt einmal täglich aus Stavanger, auch hier sorgt wahrscheinlich die Ölindustrie für eine gute Auslastung.

Gefolgt von meiner ersten FlyBe Saab 340, die sich bei dem Licht wirklich sehen lassen kann

und einer Eastern Saab 2000 in der alten Lackierung, von denen aktuell noch zwei Stück aktiv sind.

BMI kommt mit Bleistiften mehrmals täglich u.a. aus LHR, hier die kurze Version:

Auch Wideroe lässt sich mehrmals täglich aus Stavanger und Bergen blicken, entweder wie hier mit der kurzen oder der langen Dash 8-Variante.

Ab und an schlägt KLM auch mit 737 auf, hier ein sehr neues Exemplar, im Sommer ausgeliefert:

Um ca. 16 Uhr war die Sonne dann hinter dem Horizont verschwunden und ich machte mich auf den Rückweg zum Hotel, um nach einer ordentlichen Portion „Fish & Chips“ die strapazierten Beine zu entlasten.
Am nächsten Morgen ließ ich mich wieder per Taxi auf die andere Seite des Flughafens zu der bereits erwähnten Spotting-Stelle bringen. Angeflogen wurde heute Morgen auf die 16, lichttechnisch natürlich sehr schön.
Die Bahn wird gerade von ersten Sonnenstrahlen beschienen, da macht sich auch gleich ein Kuriosum auf den Weg, eine LET410 der BenAir.

Kurz darauf landet die erste Eastern Saab 2000 des Tages, da stellte sich die Frage, wie viele man an diesem Montag wohl erwischen würde:

Der Heli-Verkehr war an diesem Tag schon beachtenswert, es verging kaum eine Minute, in der nicht einer startete oder landete, teilweise warteten bis zu drei Stück auf die Starterlaubnis, was natürlich zu einer nicht unerheblichen Geräuschkulisse führte…
„Schau mal, da steht ein einsamer Mensch mit Kamera bei diesen Temperaturen…“ (Es war wirklich kalt, so -5°C dürften es gewesen sein).

Doch die kalten Füße vergisst man schnell, wenn sich ein Leckerli auf den Weg macht. Eine Fracht-Saab 340 von Loganair bekommt man nicht alle Tage vor die Kamera.

Hier noch mal ein Hubi-Bild.

Dann tauchte plötzlich ein Gerät auf, das ich am Tag zuvor schon aus der Ferne gesehen hatte, die SAR-Ausgabe der dritten Heli-Gesellschaft am Platz, Bond Helicopters, wirklich sehr fotogen:

Dieser Heli vollführte vor meiner Nase dann auch noch ein paar Flugübungen, so hat man es gerne:

Auf der Bahn hob derweil eine Dash 8 ab, die noch die Air Southwest-Lackierung trägt, seit Sommer aber zur Flotte von Eastern Airways gehört:

FlyBe ist auch mit Dash 8 häufiger am Platz, hier mit Cancer Research UK-Sticker:

Die Standard-Bond-Helicopter zeigten sich auch ab und an und setzten farbliche Akzente:

Bristow setzt auch kleinere Hubis ein, wie diesen Sikorsky S-76.

Inzwischen hatte man leider wieder die Landerichtung gewechselt und so beschloss ich, zum Terminal zurückzukehren und auf eine erneute Drehung der Wind- und Anflugrichtung für die Nachmittagsanflüge zu hoffen. Da meine Füße zu diesem Zeitpunkt ziemlich durchgefroren waren, ging ich den Weg zurück zu Fuß, immerhin 45 Minuten, dafür danach mit angenehmer Betriebstemperatur. Nach genauerem Hinsehen entdeckte ich ein Loch im Zaun, durch das sich Maschinen auf dem Taxiway und nach dem Pushback ablichten ließen. SAS heute in der „Weißer Riese“-Ausgabe mit LN-BUD:

Eine Saab 2000 von taxt zum Start:

Air France/Regional kommt wie fast alle anderen Gesellschaften auch mit Embraer 190:

Kurz darauf wurde mein Flehen erhört und die Landerichtung erneut gewechselt. Also schnell in den Anflug, da mittags immer der Aer Arann/Aer Lingus Regional-Flug aus Dublin eintrifft. Gerade erwischt:

Der muss aber noch aus dem Futtenalter herauswachsen:

Wie schön, wieder eine Eastern Saab 2000 in bestem Licht:

Und noch eine andere Saab 340, was will man mehr.

Vielleicht eine Saab 2000, die mir noch fehlte?

Eine Dash 8 der Air Southwest hat schon die Farben gewechselt, na ja, zumindest ein Anfang.

Heli mal in gelb von der Scottish Air Ambulance.

Und Wideroe mit der langen Dash:

Dann zum Abschluss noch ein Eastern-Dreiklang. Den Anfang macht eine Jetstream 41, die übrigens auch mehrfach täglich am Platz sind.

Gefolgt von einem EMB-135, der in den Eastern-Farben wirklich schick aussieht.

Und wie könnte es anders sein, noch eine Saab 2000:

Auf dem Rückweg zum Terminal landeten noch zwei Eastern Saab 2000, also von den acht Exemplaren habe ich 7 anständig ablichten können, keine schlechte Ausbeute.
Hier noch ein Blick auf das Eastern-Vorfeld, auf dem auch die Flüge nach Scatsta abgefertigt werden:

Atlantic Airways ist häufig mit ATPs am Platz, die aber überwiegend nachtaktiv sind. Dieses Exemplar war immerhin aufnehmbar abgestellt:

Na dann wird es vielleicht noch mal einen Ausflug nach Aberdeen geben

Fazit: Wer es auf Heavys abgesehen hat, sollte Aberdeen meiden, das höchste der Gefühle ist vielleicht mal eine 757. Für mich war es jedenfalls ein Traum. 12 Saabs habe ich an diesen zwei Tagen vor die Linse bekommen und das Wetter hat sich durchweg von seiner besten Seite gezeigt.
Auf dem Rückflug von ABZ nach FRA waren es immerhin schon 40 Paxe, vielleicht tut sich ja noch was in Sachen Auslastung…

Hier gibt es einen guten ABZ-Spotting-Guide:
https://www.spotterguide.net/planespotting/europe/united-kingdom/aberdeen-abz-egpd/

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