Für das erste Juliwochenede hatte ich schon länger einen Besuch in ARN geplant, um mich den dortigen Saabs zu widmen, die sich ja mittlerweile auf dem Rückzug befinden. BRA hat sämtliche Saab 2000 bereits ausgemustert, nur einige 340 mit verschiedenen Lackierungen sind noch bei Nextjet im Einsatz. Dann kam aber alles ganz anders als gedacht. Bereits eine Woche vorher zeichnete sich ab, dass das Wetter im Norden nicht so sommerlich werden würde, ganz im Gegenteil, die Vorhersagen sahen Bewölkung und Regen als sehr wahrscheinlich an. Als am Dienstag von drei geplanten Tagen für zwei Tage Dauerregen angesagt war, entschied ich mich für eine Planänderung. Allerdings zeichneten sich auch alle anderen interessanten Airports in Europa, die noch auf meiner Liste standen, durch eine sehr unsichere Wettervorhersage aus… bis ich LIS näher in Augenschein nahm. Mit diesem Airport hatte ich mich im Winter schon häufiger beschäftigt, aber aufgrund der Nord-Süd-Bahn ist der Sommer für einen Besuch trotz der hochstehenden Sonne besser. Der interessanteste Traffic findet (früh-)morgens und (spät-)abends statt.
Flüge ab HAJ waren nicht erschwinglich, aber von CGN bzw. DUS gabe es von Eurowings noch verträgliche Preise, da die Schulferien in NRW zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen hatten. Den Hinflug buchte ich ab CGN am Samstag, den 1.7. mit Landung in LIS um die Mittagszeit, dann zurück nach DUS am Montag mit Abflug um 17:30 Uhr. Da ich auf einen Mietwagen verzichten wollte, buchte ich ein Hotel direkt am Terminal, das Star Inn.
Für die Sa./So. und Mo.vormittag war Nordwind angesagt, da gibt es im Anflug morgens/bzw. Anflug/Abflug nachmittags schöne Spottingpositionen, die auch per Pedes gut zu erreichen sind.
Los ging es gleich mit 30 Minuten Verspätung in CGN, die aber durch die kurze Flugzeit mit 2:15 h wieder eingeholt wurden, so dass wir sogar vor der geplanten Ankunftszeit in LIS landeten. Im Anflug bot sich ein schöner Blick über die Stadt.
Bei der Spottingstellen beziehe ich mich auf den der sehr empfehlenswerten Guide: https://www.spotterguide.net/index.php/planespotting/europe/portugal/lisbon-portela-lis-lppt/
Zunächst ging es für mich an Position 2 vorbei (da wollte ich die Brennweiten für den nächsten Morgen testen) zu Position 4. Hier liegt die Straße höher als der Zaun, so hat man die Möglichkeit, sowohl Flieger zu fotografieren, die auf die Bahn zum Start rollen, als auch den Anflug aufzunehmen. Bei einer in Betrieb befindlichen Bahn (die Querbahn war zu) kriegt man hier alles. Für die größeren Flieger kann man auf der Leitplanke balancieren, dann ist auch kein Zaun im Bild.
Das Licht ist so um 15:30 Uhr rum und wird von da an beständig besser. Sehr häufig in LIS anzutreffen ist SATA mit 320ern und 310ern, wobei ich nur diese 320 vor die Linse bekam.
Für TAP Express werden einige ATRs von White betrieben, die alle 2016 zur Flotte gestoßen sind. Seit Februar ist auch diese mit OY-Reg unterwegs.
Nur auf der linken Seite trägt der Iberia A321 die 25 Jahre Disneyworld-Lackierung, bei dieser Anflugrichtung gut für nachmittags 🙂
TAP-Heavys tauchen den ganzen Tag immer mal wieder auf, von 16:00 bis 17:00 Uhr gibt es einige Abflüge. CS-TOS kommt von AZUL und fliegt seit 2016 für TAP.
Der 340 CS-TOB aus dem exotischen Ziel Maputo in Mosambik trifft zu einer lichttechnisch guten Zeit gegen 18 Uhr ein. Auf Fotos im Anflug hat man an dieser Stelle leider immer den recht auffälligen Radarturm im Hintergrund.
CS-TRH habe ich in Madrid noch in einer ansprechenderen Lackierung erwischt, die Orbest-Ausgabe ist etwas weißlastig.
Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bekannt, dass es lange Iberia-CRJs mit Croatia-Titeln gibt.
Für LIS-Spotter ein alter Hut, da jede Woche mehrmals zugegen, für mich aber sehr willkommen war am Samstag die einzige Cabo Verde 757, hier rollt sie zum verspäteten Start nach Praja auf die Bahn.
Kein Großgerät, aber außerhalb der Kanaren nicht häufig anzutreffen ist Binter, die mit ihren langen CRJs von Gran Canaria nach LIS fliegen. Sehr fotogen ist EC-MPA in den neuen Farben.
Dann das gleiche Spiel wie in BCN, aufgeregte Spotter die mich über das Tageshighlight informieren, eine McDonnell Douglas, hatte ich kurzzeitig das Traumbild einer DC-10 vor mir, wurde ich dann eines Besseren belehrt: Wie in BCN kam auch hier eine BUC MD, anscheinend soll ich die auch an allen Airports außerhalb Hannover aufnehmen. Seis drum, bei dem Licht gar nicht so schlecht.
Auch Euroatlantic mit seinen 767, die teilweise auf TAP-Flügen zum Einsatz kommen, lassen sich am Tag mehrfach blicken, im Abendlicht landet CS-TKR.
Am nächsten Morgen war frühes Aufstehen angesagt, kurz nach Sonnenaufgang grüßt täglich AZUL aus Campinas (quasi eine Vorstadt von Sao Paulo). Und dann kurze Zeit später natürlich noch die TAAG 773. Aber der Reihe nach…
In ca. 15-20 Minuten war vom Hotel aus die Spottingposition 2 erreicht, dort kann man sich an einer Tankstelle mit allem Lebensnotwendigen (Eis!!!) versorgen.
Die TAP-Langstreckler kommen überwiegend vor Sonnenaufgang zwischen 5 und 6 Uhr rein, ohne Sonne aber mit etwas Licht mein einziges Bild des TAP Allianzen 332.
Pünktlich mit dem Sonnenaufgang schwebt die AZUL (PR-AIZ) ein, heute leider keine Sonerlackierung, bei 3 von 6 Sonderlackiertenfliegern stehen die Chancen 50/50. Trotzdem schön 🙂
Danach einer der noch vier TAP 340, die in der schwarzen Szene beliebte CS-TOD.
Und kurz darauf die morgendliche TAAG, D2-TEK wurde im September 2016 ausgeliefert, die Lackierung ist einfach Top.
Eigentlich reichten in LIS die 120 mmm meines kleinen Objektis für alle Aufnahmen, nur für die TAP-ATRs war die längere Linse notwendig.
Ablenkung bei Fliegerflaute bot am Sonntagmorgen ein liegengebliebes Fahrzeug auf der 3-spurigen Schnellstraße ohne Seitenstreifen. Immer wieder kam es zu waghalsigen Fahrmanövern, zumal die tiefstehende Sonne die ankommenden Fahrzeuge blendete. Geschlagene 2 Stunden dauerte es, nachdem eine Stunde eifrige Telefonate geführt wurden, bis der Abschleppwagen endlich eintraf. Auch Polizeifahrzeuge fuhren hin und wieder vorbei, aber es schien keine Notwenigkeit zu bestehen, hier irgendwas abzusichern. Nachdem das Warndreieck überrollt wurde, habe ich mich dann ein paar Schritte zurückgezogen, um ein vorzeitiges Ende meines Ausflugs zu verhindern. Die Abschleppwagen scheinen aus einer Zeit zu stammen, als SUVs und Vans noch nicht auf dem Markt waren…
Von Portugalia werden als Ersatz für die Fokker 100 jetzt Embraers für TAP Express betrieben, neuerdings auch 195er mit bunten Winglets wie CS-TTY.
Den Alianzen 320 der TAP bekommt man ntürlich in LIS mehrfach am Tag.
Vueling fliegt teilweise zweimal am Tag ORY-LIS mit 321.
Auch der zweite Orbest-Flieger CS-TRL im vollen Farbenkleid präsentierte sich vor strahlend blauem Himmel.
Gleich zwei SATA-310 schweben am Sonntag innerhalb einer Stunde ein, aus Boston und Ponta Delgada, hier CS-TRN in schicken alten SATA-cs.
An welchem europäischen Flueghafen bekommt man noch zwei Pax 310 hintereinander, es folgt C-GFAT aus Montreal.
Dann wird es Zeit für die amerikanischen Arlines, alle schlagen hier mit 752 auf, ganz nett in Reihe:
Den Anfang macht American
gefolgt von United
und zum Abschluss gibts noch Delta.
KLM hat Anfang des Jahres zwei 738 von Transavia mit der Reg. übernommen, eine davon ist heute in Lissabon: PH-HSE
Ab 11 Uhr ist dann nicht mehr viel im Anflug und die Sonne steht langsam im Zenit, was die Temperaturen hochtreibt und Spotting-Aktivitäten nicht förderlich ist. Also gehts erstmal ins Hotel, den Schlaf der vergangenen Nacht nachholen… Die Wege zu und von den Sptting-Stellen sind um diese Zeit nicht angenehm, es geht direkt an einer 6 spurigen Schnellstraße entlang, ohne Schatten. Stets griffbereite gut gefüllte Wasserflaschen sind empfehlenswert, eine Kopfbedeckung beugt geistigen Ausfallerscheinungen vor!
Um 17 Uhr ist das Licht dann wieder deutlich besser und der abwechslungsreichere Traffic setzt ein, nachmal die schöne Binter, diesmal im klassischen 90° Winkel.
TAP hat seit diesem Jahr auch zwei 333 im Einsatz, die überwiegend nach Salvador und Receife fliegen und spätnachmittags rausgehen.
Einer davon ist CS-TOU:
Und dann wäre da noch… natürlich der seit wenigen Tagen im Einsatz stehende Retro-Flieger CS-TOV, vielleicht nicht der schönste Retro, aber dennoch sehr fotogen. Morgens um 11 gabs den auch noch im Anflug, von beiden Seiten abgelichtet und damit abgehakt.
Monarch macht neuerdings in 737, nach LIS kam die aktuell einzige 738 G-ZBAV
Aigle Azur, in der neuen Lackierung hatte ich die noch nicht erwischt.
Interessant auch CS-FAF, zuvor für Ceiba unterwegs, kommt der Flieger jetzt neutralisiert auf TAP-Strecken zum Einsatz.
Auch schön und sehr tief im Anflug, der einzige White 320 CS-TRO.
Monarch kommt Sonntags mehrfach nach LIS, auch mit 321 G-OZBL.
Mehrmals täglich kann man Transavia France ablichten, hier F-GZHU, im fast letzten Licht des Tages.
Aber für den geneigten Spotter gibt es noch das Betthupferl, denn an manchen Tagen schlägt TAAG zweimal auf, viel besser kann man die 773 (D2-TEJ) wohl nicht erwischen.
Das wäre auch ein schöner Tagesabschluß gewesen, aber es macht sich noch die Tomorrowland von Brussels auf den Weg.
Den nächsten Tag hätte ich eigentlich ausschlafen können/wollen, aber da machte mir AZUL einen Strich durch die Rechnung, denn es hatte sich doch noch eine Sonderlackierung angekündigt. Also wieder früh aus den Federn, um kurz nach 6 an der Schnellstraße zu stehen. Gerne kommen die AZULs zu früh, wie auch heute, aber, und das ist entscheidend, nach Sonnenaufgang.
Da ich die TAAG schon hatte, ging es danach ins Hotel, ermal ausgiebig frühstücken und noch eine Runde ausspannen. Das nächste interessante Gerät stand für 10 Uhr im Plan, Israir 320 4X-ABF.
Danach wieder Monarch, diesmal mit 320 G-ZBAH.
Air Transat kommt an manchen Tagen auch zweimal, C-GTSN trifft aus Montreal ein.
Wie das spiegelt (nicht der Flieger) 😉
Zur lichttechnisch nicht besten Zeit kommt nicht alltägliches Kleingerät, die ATR72 der RAM aus Casablanca.
Da wir eben schon bei den schönen Brussels-Sonderlacken waren, zeigt sich heute noch der Magritte 320.
Fast war das Licht schon wieder auf Bahnachse, aber für die Rouge C-FIYE reichte es noch.
Richtig altes Gerät gab es auf dem Rückflug mit D-AIPW, Baunummer 137 und fast 27 Jahre in den Lüften. Die wird wohl nicht mehr lange unterwegs sein, die U ist gerade in die spanische Wüste geflogen.
Fazit:
- Lissbon ist lichttechnisch im Hochsommer zu empfehlen.
- Keine übermäßig große Abwechslung an Airlines und sicher auch manch langweilige Stunde.
- mit AZUL und TAAG zwei Airlines mit schicken Lackierungen, die in Europa sonst nirgendwo regulär anzutreffen sind.
- das TAP Großgerät ist nett, gerade solange die 340 noch im Einsatz sind.
- Ein Mietwagen ist bei beständigem Nordwind nicht notwendig, allerdings gibt es noch eine Spotting-Stelle auf Höhe der Bahnmitte, von der man einen schönen Überblick über den Airport hat. Die ist zu Fuß nicht so gut zu erreichen. Da gibt es zwar eine Busverbindung, die wird aber am WE nicht bedient.
- Zwei Tage morgens und abends reichen völlig aus.